Die Persönlichkeit des Fibromyalgie-Patienten
Die folgenden Erfahrungen spiegeln meine Sicht nach ca. 200 Gesprächen mit Fibromyalgiepatienten wider. Dabei handelte es sich um Gespräche von 2 bis 3 Stunden Dauer. Nicht immer hätte ich mich der Diagnose „Fibromyalgie“, die oft nach langer Leidensgeschichte erstellt wurde, angeschlossen. Bisweilen hatte ich den Eindruck, dass wenn man lange genug nichts findet, der Patient als Fibromyalgiepatient eingestuft wird.
Außerdem sind alle Menschen individuell und eine Typisierung ist immer problematisch. Nicht jeder lässt sich eindeutig zu den Persönlichkeitsbildern, wie ich sie hier exemplarisch schildere einordnen. Auch denke und hoffe ich, noch viele Gespräche zu führen und dabei noch viel genauere Einblicke in die Strukturen der Krankheit „Fibromyalgie“ zu erhalten.
Warum betrachte ich die Persönlichkeit der Patienten so genau und klassifizierend?
Ich denke, dass chronische Krankheiten den Menschen nicht aus heiterem Himmel überfallen. Lebensumstände und Persönlichkeit treffen aufeinander und bilden den Nährboden, auf dem sich Krankheiten leichter oder weniger leicht entwickeln. Ich vermute, dass bestimmte Besonderheiten in der Persönlichkeit und bestimmte Lebensumstände die Erkrankungswahrscheinlichkeit und den Verlauf begünstigen. Außerdem vermute ich, dass das Leben mit einer chronischen Krankheit einen prägenden und bisweilen persönlichkeitsverändernden Einfluß auf den Patienten ausübt. Dies kann soweit gehen, dass eine Linderung oder gar Heilung durch diese Entwicklung extrem behindert wird. Eventuell ist dieser persönlichkeitsprägende Effekt sogar die Hauptursache, weshalb chronische Krankheiten so selten wieder verschwinden und bisweilen als unheilbar gelten.
Primärer und sekundärer Krankheitsgewinn
Somit erfrage ich bei meinen Patienten immer sehr genau die Lebensumstände vor der Krankheit und die sogenannte prämorbide Persönlichkeitsstruktur. Darunter versteht man die Persönlichkeitsbesonderheiten, welche für den noch nicht Erkrankten typisch waren. Dann erfrage ich, wie sich durch die Krankheit das Leben verändert hat und auch wie sich seine Einstellungen, Werte, sein Denken und insgesamt sein Wesen entwickelt haben.Ganz wichtig ist auch, welche Erkenntnisse und Reifungsprozesse durch die Krankheit genutzt wurden. Ich erfrage, wie die Umwelt sich verändert hat. Eventuell haben sich auch Vorteile eingestellt, die vielleicht nur gering geschätzt werden, aber dennoch relevant sind. Falls es einen primären oder sekundären Krankheitsgewinn gibt, möchte ich diesen nach Möglichkeit herausarbeiten.
Bei all diesen Gesprächen sind mir einige typischen Strukturen aufgefallen, die ich an drei Krankheitsgeschichten erzählen werde.
- Die attraktive Leistungsträgerin
- Die einsame Anlehnungsbedürftige
- Die abhängige Ehefrau
Es gibt zwar auch Männer, die Fibromyalgie als Diagnose haben, doch sind es so wenige, dass ich derzeit noch nicht genügend Erfahrungen für eine Typisierung habe. Es finden sich Ähnlichkeiten zu Frauen, und dann auch wieder nicht.
Zwischen Sex und Fibromyalgie scheint es zwei häufige Besonderheiten zu geben.
Fibromyalgie ist eines meiner Spezialgebiete. Ich habe schon mit über 200 Fibromyalgie-Patienten im Rhein-Main-Gebiet und ganz Hessen gearbeitet. Für weitere Informationen siehe auch www.fibromyalgie-praxis.de