Wir alle haben von der Umgangssprache ein gewisses Verständnis für das Wort „Stress“. Und wir alle kennen das Wort STRESS als einen unangenehmen Lebenszustand. Einige von uns kennen auch die Unterscheidung zwischen Eustress und Disstress, wobei Eustress die als positive empfundene Lebensherausforderung bezeichnet und Disstress die Leid erzeugende Überforderung.
Eustress und Disstress
Um die Dimension des Stresses für die Gesundheit besser zu verstehen, ist es unumgänglich, ein wenig über die Biologie des Menschen nachzudenken. Aus biologischer Sicht ist Stress jegliche Situation, in der Stresshormone von der Nebennierenrinde ins Blut abgegeben werden. Die wichtigsten dieser Hormone heißen: Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Das für unsere Gesundheit wichtigste Stresshormon ist wahrscheinlich das Cortisol. Wie alle unsere Hormone ist es ein Botenstoff, der über das Blut verteilt wird. Bei unterschiedlichen Körperzellen entfaltet Cortisol unterschiedliche Wirkung, teils lebensnotwendige, teils bedenkliche.
Cortisol liefert Lebensenergie
Zu den lebensnotwendigen Aufgaben gehört die Bereitstellung von mehr Lebensenergie. Dies geschieht durch Anregung der Umwandlung von Fett und Eiweiß zu Zucker, die sogenannte Glukoneogenese. Auch das morgendliche Aufwachen wird im Wesentlichen durch den Cortisolspiegel, der in den Morgenstunden ansteigt, sichergestellt. Über den sog. Zirkadianen Rhythmus werden über den 24-Stunden-Tag verteilt hauptsächlich durch Veränderung des Cortisolspiegels Leistungsspitzen ermöglicht, aber auch sinnvolle Phasen für Nahrungsaufnahme, Ruhe und Regeneration eingeleitet.
Vor allem in den Regenerationsphasen mit niedrigem Cortisolspiegel entfalten unsere Stammzellen ihre höchste Aktivität. Jegliche Erneuerung von Zellen, Geweben und Organen, Blutbildung, unser Immunsystem, die Reparatur und Erneuerung der Haut, wirklich JEDE Zellerneuerung beruht auf Stammzellaktivität. Jegliche Stammzellaktivität, vor allem aber die Aktivität der sog. Fibroplasten und ihrer Abkömmlinge, wird durch hohe Cortisolspiegel gehemmt. Zu den Fibroplasten gehören u.A. die knochenbildenden, hautbildenden und das Immunsystem ausbildenden Stammzellen. Dies kann kurzfristige Vorteile bieten, damit z.B. Entzündungsreaktionen nicht überschießen. Jegliche allergische Reaktion kann durch hohe Cortisolspiegel gehemmt werden. So wird Cortisol auch erfolgreich in der Linderung von Entzündungen, Allergien und Schmerzen eingesetzt.
Der Körper tut dies auch aus eigener Kraft. Wenn allerdings in Phasen, während derer Regenerations- und Reparaturarbeiten im Körper erforderlich sind, vor allem in der ersten und mittleren Nachtphase, die Cortisolspiegel erhöht sind, so geht dies massiv zulasten der Selbstheilung.
Schlaf kann nicht nachgeholt werden
Wann immer vom Menschen Leistung abgerufen wird, zu Zeiten, in denen der natürliche zirkadiane Rhythmus Regeneration vorsieht, wird Raubbau an der Gesundheit verübt und mit zunehmendem Alter werden die Möglichkeiten, diesen Raubbau auszugleichen, geringer, weil allein schon das Alter Regenerationsansprüche an das Selbstheilungssystem stellt. Man kann getrost sagen, dass aus diesem Gesichtspunkt gesunder Schlaf nicht nachgeholt werden kann.
Leider ist es so, dass bei aller Anpassungsfähigkeit des Menschen der zirkadiane Rhythmus nur minimal an den Lebensrhythmus angepasst werden kann. So haben Schicht- und Nachtarbeiter ebenso wie Nachtschwärmer über kurz oder lang die Konsequenzen ihres Raubbaus zu ertragen. Die Leistungsfähigkeit wird durch die Hirnleistung ermöglicht. Das Gehirn veranlasst die Nebenniere verstärkt Cortisol auszuschütten mit allen positiven und negativen Effekten.
Körpereigene Droge: Glückshormon
Jeglicher Stress, auch der Eustress, erhöhen den Cortisolspiegel und erfordern ausgleichende Erholungsphasen. Beim Eustress werden zusätzlich Glückshormone ausgeschüttet, die ein wenig die schädlichen Wirkungen des Cortisols mildern, aber nicht vollends ausgleichen können. Allerdings sind diese Glückshormone körpereigene Drogen, die ebenso wie Heroin zu Suchtverhalten führen können, so dass die Menschen immer wieder den Eustress suchen und dabei die gesundheitlichen Konsequenzen provozieren.
Über Ernährung können diese Konsequenzen nur wenig gelindert werden. Die Konsequenzen sind: Arthrose, jegliche Verschleißerkrankung, jegliche Form chronischer Schmerzerkrankung, Immunschwäche, Diabetes mellitus und nahezu jegliche chronische Erkrankung, wahrscheinlich auch Krebs.
Größte Stressgefahr: Falsches Denken
Neben der Missachtung der erforderlichen Ruhephasen zur richtigen Zeit stellt unsere Art und Weise zu Denken das größte Reservoir für Stressreaktion dar. Ein liebevoll akzeptierendes Denken, vor allem Selbstliebe, stellen mindestens eine ebenso notwendige Maßnahme zur Gesunderhaltung dar wie gesunder Schlaf, gesunde Ernährung und gesunde Bewegung.
Es ist nahezu ausgeschlossen, dass ein chronisch kranker Mensch zur echten Gesundheit zurückfindet ohne dass Denken, Lebenswandel und Ernährung sich ändern.
Eine symptomatische Therapie kann Leiden mindern und Zeit verschaffen. Ob diese Zeit zum Gesundwerden genutzt wird, liegt in der Verantwortung des einzelnen Menschen.
Heilpraktiker, Heiler und Coaches können hier eine hilfreiche Hand reichen.